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Ortsschild
Nauholz lebt:  Arbeiten

Moderne Waldarbeiten

1 Fröör

Früher, bis zum Ende der ursprünglichen Haubergsbewirtschaftung in den 30er Jahren war der Fichtenwald eine Art Nebenerwerb der Nauholzer Landwirte. Im Winter wurden Stämme geschlagen und vermarktet. Man arbeitete mit einfachen Werkzeugen: Handsägen, Äxten, Schälmessern. Essen und Trinken brachten Kinder und Frauen in den Hochwald und beim Lagerfeuer kam es beim Pausieren oft zu Open-Air-Feiern. Die Heimkehr der Waldarbeiter in die Bauernhäuser war begleitet von intensivem Harzgeruch.

2 Blanze

Die Aufgabe großer Weide- und Haubergsflächen machte Platz für die Anpflanzung riesiger Fichtenplantagen. Die aus Nordrußland stammende Fichte gilt immer noch als Brotbaum der siegerländer Ex-Haubergsgenossenschaften.
Mit Pflanzhacken in 1,5 mal 1,5 Meter Abstand eingetretene Minifichtchen zeichnen soldat-isch in Reih und Glied seit Jahrzehnten das Bild des Waldes. Inzwischen sind die Jungfichten der Aufforstungen der 70er Jahre stattlich herangewachsen. Das Brämchen, die Nachtweide, der Weidekamp, das Stockerland und große Bereiche der ehemaligen Nauholzer Feldflur sind inzwischen voll verfichtet. "Zogeblanzt".

3 Schdibbe

Viele Nauholzer Jungs haben ihr erstes selbst verdientes Geld dem Stippen zu verdanken. Die frisch gepflanzten Fichtchen müssen mit einer weißen Paste gegen den Wildverbiss geschützt werden. Das Vergrämungsmittel wird mit einem Pinsel auf den Gipfeltrieb aufgetragen, in der Hoffnung, dass Reh und Hirsch abgeschreckt werden. Im Laufe der Zeit vertrocknet und verkrümelt sich der Stipp. Das Schdibbe musste also ggf. 2-3 mal wiederholt werden.

4 Obhaue

Mit Axt und Knipp, dem Haubergshaumesser, trifft man sich meist Samstag morgens, um hochschießende Laubbäumchen in den Fichtenschonungen abzuhacken. Die aktiven Waldge-nossen geraten an den steilen Hängen schnell ins Schwitzen damit die Fichten unbedrängt zu dichten Schonungen aufwachsen können. Pausen dienen nicht nur den Biergenuss, sondern durch intensives Miteinanderreden wird der Zusammenhang der Dorfgemeinschaft weiter gepflegt.

5 Gratze

Sind die Fichten zu oberarmdicken Stämmen hochgewachsen, ritzt man die Borke mit einem Spezialkratzer in der Höhe in der Wild an die Rinde herantritt. Das austretende Harz vergällt den Tieren den Genuss und die Waldeigentümer können hoffen, dass der Stamm ohne Verbiss weiter wachsen kann.

6 Durchforschde

Die dichtgedrängten Bäumchen hindern sich an der Ausbildung normaler Bodenäste. Sie schießen nach oben und bilden schnell Stammmasse - Fichtenschonungen sind düstere, stachelige und abgestorbene Ödniszonen. In gewissen Abständen muss durchforstet werden, um etwas mehr Raum für die stärkeren Stämme zu schaffen. In der ersten Durchforstung werden oft die dünnen Stämmchen nur zersägt und im Wald belassen. Bei weiteren Läuterungen gewinnt man Holz für die Papierindustrie. Da man für die unangenehmen Durchforstungsarbeiten kaum noch bezahlbare Arbeiter gewinnen kann, ist das Gewerbe inzwischen fest in osteuropäischen Händen.

7 Abdrieb

Es kommt der Tag, da muss die Säge sägen... Nach 70 - 80 Jahren sind Fichten ,,schlachtreif". In der siegerländischen Fichten-Monokultur gibt es noch den Abtrieb: ein gleichzeitiges Absägen großer Bestände. Die Stämme werden entastet und vor Ort geschält.Auf halbwegs geraden Flächen kommt der "Harvester" zum Einsatz - ein computergesteuertes Maschinenungetum, welches die Arbeit von 100 Waldarbeitern ersetzen kann.
Luftig aufgestapelt warten sie auf den Transport in Sägewerke. Die leeren Flächen werden dann wieder zugepflanzt.

8 Probleme

Neben der allgemein bekannten Bodenversauerung und den daraus resultierenden Wald-schäden sorgt der Borkenkäfer für Gefahr. Befallene Bäume müssen umgehend entfernt und verbrannt werden. Schnee- und der zunehmend katastrophale Sturmbrüche sind neben den zunehmenden Wildverbissschäden weitere Bedrohungen der modernen Waldwirtschaft. Der zusammengebrochene Holzmarkt mit den desaströsen Niedrigpreisen tut ein übriges. Mit zertifizierter Qualitätsholz-Garantie versucht man den Billiganbietern Paroli bieten zu können.
Waldgenossenschaftsvorsitzende sind nicht zu beneiden!